8. März 2011 – 100 Jahre Internationaler Frauentag

Die Geschichte des Frauentages


Die Wurzeln des 8. März liegen in den Frauenkämpfen am Anfang des letzten Jahrhunderts. Am 8. März 1908 traten die Arbeiterinnen der Textilfabrik „Cotton“ in New York in den Streik, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen. Die Fabrikbesitzer schlossen die streikenden Frauen ein. Aus ungeklärten Gründen brach ein Brand aus und zerstörte die Fabrik, 149 Arbeiterinnen starben in den Flammen.

Diesem Vorfall folgte eine Welle von Streiks und Protesten. Hierbei waren die Forderungen: das weltweite Wahlrecht für Frauen, der 8-Stunden-Tag, Mutterschutz, mehr Lohn bzw. gleicher Lohn für gleiche Arbeit, legaler Schwangerschaftsabbruch, Arbeitszeitverkürzung, bessere Wohnungen, Verbot der Kinderarbeit und Gleichstellung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen. Aufgrund dieser Proteste und Forderungen wurde 1910 auf der II. sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen auf Initiative von Clara Zetkin die alljährliche Durchführung eines internationalen Frauenkampftages beschlossen, der am 19.3.1911 erstmals abgehalten wurde. 1911 gingen zum ersten Mal Millionen von Frauen international auf die Straße.

Offiziell als Feiertag wurde der 8 März dann 1921 anerkannt. Die II. internationale Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau nutze diesen Tag zum Gedenken an den Petrograder Frauenaufstand vom 23. Februar 1917 (nach westeuropäischem Kalender der 8. März). Denn 1917 waren es Petrograder Textilarbeiterinnen, die durch ihren Streik für mehr Lohn und gegen den Krieg die Februarrevolution auslösten und zum Sturz des Zarismus beitrugen.

Zwischen 1933 und 1945 wurde der Frauentag offiziell verboten. Stattdessen wurde der Muttertag, der dem nationalsozialistischen Frauen- bzw. Mutterideal eher entsprach, in den Rang eines offiziellen Feiertages erhoben. Trotz Verbot aller sozialistischen und kommunistischen Aktionen bestand der Internationale Frauentag trotzdem weiter. Das Feiern des 8. März wurde zu einem Erkennungsmerkmal von Widerstand und sozialistischer Untergrundarbeit. Methoden waren das ‚auslüften‘ von roten Gegenständen am 8. März aus Fenstern und Wäscheleinen oder das Auslegen illegaler Flugblätter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im geteilten Deutschland sehr unterschiedlich mit dem Frauentag umgegangen. 1946 führte die sowjetische Besatzungszone den 8. März wieder ein. In der DDR war der Frauentag durch seine Geschichte geprägt, er hatte zunächst den Charakter einer sozialistischen Veranstaltung. Im Westen veranstalteten Sozialdemokratinnen zwar seit 1948 wieder Frauentage, doch ging die Bedeutung dieses Tages allmählich verloren. Hier war es vor allem das Thema Frieden und der Kampf gegen die Wiederbewaffnung, die auf den Veranstaltungen zum internationalen Frauentag (terminlich immer irgendwann zwischen Februar und Mai angesiedelt) angesprochen wurden.

Und heute?

Heute ist der 8. März in vielen kapitalistischen Ländern kein Kampftag; er ist zu einem gegenseitigen Schulterklopfen über die erreichte Gleichberechtigung oder zu Saalveranstaltungen von Gewerkschaften verkommen. Sie zeigen zwar die Ungleichbehandlung der Frauen in der Lohnarbeit auf und nehmen den 8. März jährlich zum Anlass, besonders auf die Belange von Frauen aufmerksam zu machen, doch dass sie weit davon entfernt sind, ihn zu einem Kampftag für die Forderungen der Frauen zu machen, zeigt sich nicht nur in ihren Aufrufen und an den fehlenden Straßenaktionen, sondern auch an der Folgelosigkeit des jährlichen Anprangerns der mangelnden Gleichberechtigung.

Welch Kontrast zu vielen anderen Ländern! Weltweit kämpfen Frauen am 8. März. In der Türkei, in Kurdistan, im Iran, in Indien oder Bangladesch gehen zehntausende Frauen auf die Straße, um gegen Unterdrückung und Repression zu kämpfen. Denn auch heute leben und arbeiten Millionen Frauen unter Bedingungen, die denen vor 100 Jahren fatal gleichen. In Osteuropa, China, Südostasien, Mittelamerika und Afrika werden Frauen in der Textil- und Schuhindustrie, in der Produktion von Nahrungs- und Genussmitteln, Spielzeug, in der Elektronikbranche und für Medikamentenversuche ausgebeutet und benutzt.

So arbeiten Frauen in El Salvador in der Textilindustrie für 5 € täglich als Näherinnen in der Fabrik „Formosa“. Achtzig T-Shirts pro Stunde sind das Pensum. Wer das nicht schafft, muss „nachsitzen“ – unbezahlt. So ist der Arbeitstag für viele erst nach 12 Stunden vorbei. Die Kosten für Wohnung, Essen und Busfahrt zur Arbeit sind höher als der Lohn.

Am Arbeitsplatz selbst ist es heiß und stickig. Um Wasser zu trinken oder zur Toilette zu gehen, braucht man eine Erlaubnis. Die Toiletten sind schmutzig. Von den Frauen werden Schwangerschaftstests gefordert. Sexuelle Belästigung ist in vielen dieser neuen Sklavenfabriken an der Tagesordnung. Gewerkschaftliche Organisation? Verboten! Standards für faire Arbeitsbedingungen? Gibt’s höchstens auf dem Papier! Vor Gericht seine Rechte einklagen? Keine Chance! Doch noch schlimmer. Es ist nicht nur so, dass wir in den westlichen Ländern keine wirkliche Gleichberechtigung haben. Diejenigen, die große Reden in den Vorstandsetagen über die Gleichberechtigung der Frau halten sind meist die gleichen, die für die Zustände in den armen Ländern verantwortlich sind!

Dass keine kapitalistische Regierung ernsthaft die Gleichstellung von Frau und Mann will, hat vor allem einen Grund – die Arbeiterklasse in Qualifizierte und Nichtqualifizierte, in Arme und Reiche, in Ausländer und Staatsangehörige, in Männer und Frauen zu spalten. Nur so kann das kapitalistische System funktionieren. Auf der einen Seite sollen höchste Profite durch niedrige Löhne gesichert werden, auf der anderen ist auch den Herrschenden bewusst, dass die Gefahr eines Umsturzes um so kleiner ist, je zerstrittener die Unterdrückten untereinander sind. Für uns als RevolutionärInnen ist es eine wesentliche Aufgabe, diese Spaltungen aufzudecken und für deren Überwindung zu kämpfen. Dafür brauchen wir auch eine starke Frauenbewegung, die Seite an Seite mit allen Lohnabhängigen und Unterdrückten dieser Welt gegen den Kapitalismus kämpft!

Nur gemeinsam können wir den Kampf für ein besseres Leben gewinnen. Wirkliche Frauenbefreiung und Gleichberechtigung ist nur im Sozialismus möglich.