Der bürgerliche Feminismus

Der bürgerliche Feminismus und der 8.März

REVOLUTION Mai 2008

Pünktlich zum 8.März verlautbarte Alice
Schwarzer ihre Meinung zur Bedeutung
des internationalen Frauentags. Sie
„könne es verstehen, dass junge Frauen
mit dem 8.März nichts anfangen
können…, dieser Tag stamme ja auch
nicht aus der Frauenbewegung, sondern
sei eine Art sozialistischer Muttertag im
Ostblock gewesen“.

Nun mit einem hat Fr. Schwarzer
sicherlich recht, der 8.März hat nichts
mit der bürgerlichen Frauenbewegung
zu tun, für die Fr. Schwarzer und ihre
politischen Einstellungen beispielhaft
sind.

Der 8.März hat seinen Ursprung in den
revolutionären Kämpfen der Petrograder
(St. Petersburg) Textilarbeiterinnen
am 23. Februar 1917, welche die
Februarrevolution auslösten und damit
das Ende der zaristischen Herrschaft in
Russland einläuteten. Im Jahre 1921 war
es die 2. internationale kommunistische
Frauenkonferenz die den 8. März
(nach westeuropäischem Kalender)
als internationalen Frauentag ausrief,
als Andenken an den revolutionären
Aufstand der Petrograder Frauen.

Diese Frauenbewegung hatte
sicherlich nichts mit der bürgerlichen
Frauenbewegung heute zu tun, der
Unterschied ist die zentrale Frage: wie
kann die Gleichberechtigung umgesetzt
und die Ausbeutung der Frau beendet
werden?

Die Rolle der Frau in der bürgerlichen
Gesellschaft

Mit der Entwicklung der kapitalistischen
Industriegesellschaft veränderte sich die
Stellung der Frau. Zum einen war sie,
wie zuvor auch – für die Familie und die
Versorgung der Angehörigen zuständig,
diese Arbeit nennen Marxistinnen
Reproduktionsarbeit, zur Reproduktion
der Ware Arbeitskraft.

Zum anderen wurde die Frau auch direkter
Bestandteil des Proletariats, anfangs im
19.Jhd. zumeist in der Textilindustrie,
später während den Weltkriegen auch
als Arbeitskraft in der Schwerindustrie
– der Kapitalismus revolutionierte die
soziale Stellung der Frau im Gegensatz
zur patriarchalen religiösen Ordnung
des Mittelalters, in der Frauen allein
die „häusliche“, die reproduktive Arbeit
leisten mussten. In ihrer Stellung als
Arbeitskraft gegenüber dem Kapital
wurde und wird die Frau zu niedrigeren
Löhnen ausgebeutet, stehen ihr weniger
Arbeitsrechte zu und auch die politischen
Rechte innerhalb des Proletariats
mussten erkämpft werden. Dies geschah
zumeist durch politische Erfolge der
Arbeiterbewegung, Revolutionen
brachten das Frauenwahlrecht und die
Oktoberrevolution in Russland war ein
entscheidender Wendepunkt im Kampf
der proletarischen Frau.

Den Kampf innerhalb der bürgerlichen
Gesellschaft führt die bürgerliche
Frauenbewegung – dieser Bewegung
geht es um Gleichberechtigung im
bürgerlichen kapitalistischen System.
Natürlich unterstützen wir als
Marxistinnen jede fortschrittliche
Forderung der bürgerlichen Frauenbewegung,
sei es Wahlrecht oder Lohnhöhe
– aber wir sehen die Befreiung
der Frau nicht in der kapitalistischen
Gesellschaft, sondern nur im Ende der
Klassengesellschaft.

Daher ist es für Fr. Schwarzer z.B. ein
großer Erfolg der Frauenbewegung
wenn Fr. Merkel in Deutschland Kanzlerin
wird oder Fr. Rice in den USA
Außenministerin ist – unabhängig davon
welche Politik von ihnen gemacht wird.

Für die kommunistische Frauenbewegung
ist es nicht wichtig welche Position
im bürgerlichen Ausbeutungssystem
von Frauen bekleidet wird, es bleibt
ein Ausbeutungssystem mit weiterhin
unterdrückten und extra-ausgebeuteten
Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft.

Bis heute verdienen Frauen in Deutschland
z.B. ca. 20% weniger als Männer
in den gleichen Berufen, sind als
Alleinerziehende von Arbeitslosigkeit
besonders betroffen und sind weiter-hin
Objekt von Sexismus und Menschenhandel,
hier hat die bürgerliche Frauenbewegung
wenig bis nichts erreicht.

Die bürgerliche Frauenbewegung ist
zufrieden wenn Frauen auch an der
bürgerlichen Herrschaft beteiligt sind, sie
auch Kriege befehlen dürfen oder auch
Vorstand eines Großkonzern werden.
Bemängelt wird die geringe Anzahl von
Frauen in den Vorstandsetagen, damit
wird die Sicht dieser „Frauenbewegung“
deutlich, es geht um den Preis als
Arbeitskraft in der kapitalistischen
Gesellschaft und nicht um die Befreiung
von Ausbeutung und Sexismus.

Staatstragender Feminismus

Seit dem ausgerufenen „Krieg gegen
den Terrorismus“ wirkt die bürgerliche
Frauenbewegung auch an dieser „Front“
– im ideologischen Kampf gegen den
Islam und die Völker im Nahen und
Mittlerem Osten. Schon im Afghanistan
Krieg wurde von der Befreiung der
islamischen Frau gesprochen, der Westen
sollte mit der versprochenen Demokratie
und Freiheit auch die Gleichberechtigung
im bürgerlichen Sinne durchsetzen.
Geblieben ist von den Versprechen
nichts, die besetzten Völker versinken im
Bürgerkrieg gegen die Besatzung und die
Frau darf höchstens als Kollaborateurin
in Kabul ihre soziale Stellung verbessern,
im Irak hat sich die Situation der Frauen
sehr verschlechtert.

In den kriegsführenden Staaten wird
eine rassistische Hetze gegen die
islamische Völker betrieben, nicht
selten mit bürgerlichen Feministinnen
als sog. „linke“ Flankendeckung. So ist
Alice Schwarzer immer dabei wenn der
Islam, im allgemeinen als reaktionär und
totalitär verleumdet wird, sie und ihre
Zeitung „Emma“ betreiben rassistische
Hetze gegen den islamischen Mann und
fordern stärkere staatliche Eingriffe in
die sozialen Strukturen der islamischen
Gemeinde.

Natürlich verurteilen auch wir
aufs schärfste jegliche Form der
Unterdrückung und Entmündigung der
islamischen Frau, wenden uns gegen jede
Form des Frauenhandels und fordern den
Schutz der islamischen Frau durch die
Organisationen der Arbeiterbewegung
gegen reaktionäre und autoritäre
Strukturen in den islamischen Familien.
Genau wie wir uns gegen die reaktionären
patriarchalen Verhältnisse vieler
monotheistischer Religionen wenden,
bekämpfen wir auch die bürgerliche
Unterdrückung und Entrechtung der
Frau und vor allem müssen wir uns
entschlossen gegen die antiislamische
rassistische Hetze wenden, die heute von
allen Teilen der herrschenden Klasse
betrieben wird.

Kampf dem Sexismus

Für uns als Jugendorganisation ist der
Kampf gegen den Sexismus, gegen die
sexuelle Ausbeutung und Unterdrückung
der Frauen und Mädchen sehr wichtig – in
der Organisation und in allen Bereichen
der Jugend.

Große Teile der Medien und Werbewirtschaft
betreiben sexistische Werbung
– der weibliche Körper wird in
allen möglichen Facetten ausgebeutet
und vermarktet, fast jedes Produkt kann
mit einem nackten oder halbnackten
weiblichen Körper verkauft werden.
Als Kommunistinnen betreiben
wir daran keine moralische Kritik
– Nacktheit gehört zum Menschen wie
die Klassenangehörigkeit, die sexuelle
Selbstbestimmung war und ist Ziel aller
revolutionären Kommunistinnen.

Wir wollen aber entschlossen der
sexistischen Ideologie in vielen Bereichen
der Jugendkultur wie in der Musik
entgegen wirken. Gerade junge Mädchen
befinden sich unter einem starken
sozialen Druck in der Pubertät, TV und
Presse geben vor wie eine Mädchen
aussehen soll, wie viel es wiegen darf
und wie es möglich „sexy“ wirken soll.
Neben den physischen Auswirkungen
wie Magersucht kommen auch viele
Mädchen mit den psychischen Folgen
nicht klar, bekommen in jungen Jahren
Depressionen und können nur schwer ein
Selbstbewusstsein entwickeln.

Dagegen hilft keine bürgerliche
Frauenbewegung, die zum Sexismus
wenig zu sagen hat und derzeit eher dem
antiislamischen Rassismus frönt – gegen
die Ausbeutung des weiblichen Körpers,
gegen den massiven sozialen Druck von
Medien und Gesellschaft hilft nur eine
revolutionäre Organisierung der Frauen
und Mädchen, hilft nur der Sturz der
kapitalistischen Klassengesellschaft.

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