Die Revolution und die Gewerkschaften…

Berlin:

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft auf zur Demonstration und Kundgebung „Es ist 5 vor 12 – Altersentlastung sofort!“

5.April, 13 Uhr, Bhf Friedrichstraße

Warum sagen wir Euch das? Im folgenden ein Grundlagentext zu unserer Position zu Gewerkschaften:



Für alle jugendlichen Arbeiter_innen und Azubis sind Gewerkschaften von elementarer Bedeutung, wenn es um das Erkämpfen von Rechten, Streiken für mehr Lohn oder die Einhaltung von Arbeitsschutzbes­timmungen geht. Gewerkschaften dienen der Arbeiterklasse als Kampforgane gegen die Kapitalisten für ihre gemeinsamen Interessen.

Doch tun sie das tatsächlich?

Leider sind die heutigen Gewerkschaften weit davon entfernt, so etwas wie Kampforgane zu sein. Allzu oft kungeln sie zusammen mit den Unternehmern Tarifverträge aus, die die Belegschaften spalten und mehr den Interessen der Kapitalisten dienen, als den Interessen der Beschäftigten. Dabei vertreten sie eine Politik, die meist an die SPD angelehnt ist oder aktuell sogar Hoffnungen auf die CDU/CSU setzt – diese Gewerkschaften betreiben keinen Klassenkampf, diese Gewerkschaften sind „Sozialpartner“ des Kapitals. Bei den letzten Tarifverträgen von IG Metall und Verdi haben die Gewerkschaftsbosse alles dafür getan, dass diese Sozialpartnerschaft mit dem Kapital erhalten bleibt – sie forderten erst gar keine Lohnerhöhungen, sondern hofften auf den guten Willen des Kapitals. Für die heutigen Gewerkschaften ist es in erster Linie wichtig, dass die gut verdienenden Mitglieder ihre Jobs behalten. Schließlich finanzieren diese mit ihren Beiträgen auch den ganzen Apparat. Dieser Apparat „ernährt“ eine gut verdienende Funktionärsschicht, denen ihre soziale Stellung wichtiger ist, als sich mit dem Kapital anzulegen. Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen fallen dabei völlig vom Tisch, obwohl gerade sie die Hilfe am meisten brauchen! Für Jugendliche werden Gewerkschaften auch nicht attraktiver. Meist ziehen sie mit Trillerpfeifen durch die Gegend und ihre Demos erinnern eher an Volksfeste als an entschlossene Aktionen.

Die parasitären „Funktionäre“, welche sich lediglich um den Lohn und die Bedingungen einer besser gestellten Minderheit der Arbeiterschaft kümmern, versuchen schließlich mit allen Mitteln, die sie zur Verfügung haben, die kapitalistische Produktionsweise aufrecht zu erhalten. Sie bekämpfen offensiv alternative und kämpferische Fraktionen, Gruppierungen und Betriebsratslisten – ihre Interessen gehen mit dem Kapitalismus konform, sie leben von den Klassengegensätzen. Von Organisator_innen des Widerstands gegen das Kapital sind sie zu dessen treuem Verteidiger geworden!

Nicht wegschauen, Zähne zeigen!

Natürlich fragt man sich bei solchen Verhältnissen, warum man überhaupt noch Mitgliedsbeiträge zahlen und Mitglied in einer Gewerkschaft sein sollte. Berechtigte Frage. Antwort: Weil die Gewerkschaften immer noch das wichtigste Kampforgan der Klasse sind, um Angriffe (in der kapitalistischen Krise auch gerne mal Großangriffe) auf unsere Löhne, Sozialversicherungen, Infrastruktur, unseren Lebensstandard zurückzuschlagen. Wenn niemand mehr Mitglied ist, werden wir das schnell zu spüren bekommen.

Noch sind in den Gewerkschaften in Deutschland Millionen Arbeiter_innen organisiert, noch können die Gewerkschaften in Deutschland sich auch aktiv für die Klasse einsetzen. Solange dies der Fall ist, müssen wir auch die Rechte und Errungenschaften der Gewerkschaften verteidigen. Gerade in dieser Wirtschaftskrise üben die Kapitalisten enormen Druck gegen Löhne, Tarifverträge und betriebliche Mitbestimmung aus – wie Gewerkschaften in einer Krise zerschlagen werden können, hat die deutsche Arbeiterklasse im Faschismus erfahren müssen. Daher hilft uns auch keine Abkehr von den gewerkschaftlichen Kämpfen, wie es Autonome und/oder Anarchisten gerne propagieren. Durch eine solche Politik bekämpfen sie die Bürokraten nicht. Im Gegenteil: die Abkehr aller kämpferischen und entschlossenen Kolleg_innen ist das Beste, was der Bürokratie passieren kann! Nur der gemeinsame Kampf mit der Basis, mit den Belegschaften, kann die derzeit bürokratische Führung ins Wanken bringen.

Gegen Trillerpfeife und Volksfest – für klassenkämpferische Gewerkschaften!

Mit unserer ganzen Entschlossenheit müssen wir zusammenstehen und in den Gewerkschaften arbeiten. Wir brauchen eine kämpferische Basisbewegung der jugendlichen und älteren Arbeiter_innen, der Angestellten und der Arbeitslosen. Nicht vereinzelt und unkoordiniert, nur durch gemeinsames Auftreten und Handeln können wir der Gewerkschaftsbürokratie die Macht aus ihren kalten, toten Händen reißen, die Gewerkschaften für unsere Klasse zurückerobern und etwas ganz anderes daraus machen.

Eine Gewerkschaft, in der nicht von irgendwelchen überbezahlten Bonzen entschieden wird, was zu tun ist, sondern alles der vollständigen Kontrolle der Basis unterliegt! Eine Gewerkschaft, die nicht nur bei Tarifverhandlungen ein bisschen Verbalradikalismus raushängen lässt und sich nationalistischen Standortlogikkonzepten verschreibt.

So eine Gewerkschaft kann die Interessen der Klasse bündeln und vertreten, kann in Betrieben, Ämtern und in den Stadtteilen Widerstand organisieren. Schon heute gibt es bei Arbeitskämpfen eine große Solidarität vor Ort, die aber immer wieder von den reformistischen Führungen beerdigt wird, sobald sie ihren faulen Kompromiss erreicht haben. Als revolutionäre Sozialist_innen müssen wir für den Aufbau einer Opposition in den Gewerkschaften kämpfen, müssen diese Organe der Klasse wieder zu Kampforganen machen!

Wir kämpfen für folgende Forderungen:

Für demokratische Gewerkschaften! Direkte Wähl- und Abwählbarkeit aller Funktionen!

Für einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn für alle Streikleitungen, Betriebsräte, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre!

Für Massenmobilisierungen der Basis für Kampfmaßnahmen wie Streiks, Besetzungen und Demonstrationen!

Für Betriebsbesetzungen und den Aufbau von Arbeiter_innen-Komitees!