Verdrängung und steigende Mieten – Woher kommt Gentrifizierung?

Ein Gespenst geht um auf der Welt – Das “Gespenst Gentrifizierung”. Wo gibt es noch Bezirke in denen die mieten nicht drakonisch erhöht werden? Wo sind Jugendclubs oder alternative Bars, wie die BAIZ, nicht von Schließung bedroht? Wer von uns kennt nicht das Gefühl, dass die Stadt in der wir leben, immer teurer wird ?

Selbst bürgerliche Medien, wir vor kurzem der “Berliner Kurier”, sehen sich aufgrund des steigenden Unmuts in der Bevölkerung dazu gezwungen über Verdrängung, steigende Mieten und Lebenshaltungskosten in der Berliner Innenstadt zu berichten. Was die Ursache für diese “Gentrifizierung” ist, und vor allem wie wir Widerstand dagegen aufbauen können: Darüber schweigt die Presse, schweigen auch die “linken” Politiker von SPD oder Linkspartei.

Dabei waren Anfang der 90er Jahre die Mieten, insbesondere in Bezirken wie dem Prenzlauer Berg noch relativ gering. Dort lebten viele Arbeiterfamilien mit geringem Einkommen. Nach der Wende folgten wurde der Prenzlauer Berg zu einem Symbol für die Hausbesetzer Bewegung. Viele Studenten und Künstler, die Seite an Seite mit Arbeiter*innen leben prägen die alternative Dissidentenszene, mit Kneipen, Cafe´s und linken Wohnprojekten.

Der wirtschaftliche Aufschwung in Berlin führte allerdings dazu, dass das Stadtzentrum auch für größere Investitionen interessant wurde. Während Teile der Bevölkerung durchaus von dieser Situation profitierten, traf sie vor allem die Arbeiter*innen, Jugendliche, verarmte Rentner*innen, Migrant*innen und Erwerbslose.

Auch die Rolle von SPD und der LINKEN, die zehn Jahre lang die Stadtregierung stellten, sollte dabei nicht vergessen werden. So ließen sie 2004 die GSW und über die letzten zehn Jahre insgesamt einhunderttausend Wohnungen privatisieren. Während die Gewinne der mittlerweile privaten GSW 2012 um 30 Prozent auf 143,3 Millionen Euro stiegen, stiegen auch die Mieten. Im Durchschnitt erhöhten sich die Mieten von 2009 zu 2011 um 8,34 Prozent. Im unsanierten Altbau waren es sogar 17,5 Prozent.

Das eigentliche Problem ist dabei nicht einmal die Mietsteigerung an sich. Diese findet zwangsläufig, allein schon aufgrund der Inflation statt – und wird es so lange wir im Kapitalismus leben. Auch sind die Mieten in Berlin im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland oder Europa nach wie vor recht niedrig. Aber während die Mieten gestiegen sind, sind die Löhne stagniert oder sogar gesunken. Reaktionäre Gesetze wie Hartz IV machen es vielen Erwerbslosen unmöglich eine Wohnung in der Innenstadt zu finden.

Trotzdem: die Investoren im Immobilienbereich betreiben viele Sauereien! Die Mieten steigen nicht zuletzt deswegen so dramatisch, weil keine neuen, günstigen Wohnungen gebaut werden. Viele Politiker verraten sogar offenherzig, dass günstige Wohnungen eingerissen werden, um die Durchschnittsmieten in die Höhe zu treiben! Deswegen müssen viele von uns in die Randbezirke, mit schlechtem Nahverkehr, kaum Freizeitangeboten für Jugendliche und längeren Schul- und Arbeitswegen ziehen.

Aber die „Miethaie“ sind nicht besser oder schlechter, als die Kapitalist*innen in der Produktion oder in der Dienstleistung, die dafür verantwortlich sind, dass unsere Löhne sinken, wir unbezahlte Praktika machen müssen oder unsere Sozialhilfe gekürzt wird. Gentrifizierung ist also einfach „nur“ kapitalistische Wohnraumpolitik.

Wenn die „Miethaie“, mit ihren Investitionen hohe Renditen erzielen wollen. Wenn sie Wohnraum zerstören, um Profite zu machen und arme Jugendliche, Rentner*innen oder Arbeiter*innen vertreiben, lasst uns Widerstand organisieren. Aber unser Kampf darf nicht nur gegen Gentrifizierung oder Privatisierungen geführt werden. Er muss mit dem Kampf in den Betrieben zu einer Bewegung gegen die kapitalistische Stadt, für eine selbstverwaltete, sozialistische Stadt verbunden werden.

Ein Artikel von Ali, REVOLUTION-Berlin