Was ist die Frauenbewegung?

?Müller, Müller, Mahl er!
Die Jungen kosten`nen Taler,
Die Mädchen kosten`nen Taubendreck,
Die schubst man mit den Beinen weg.
Müller, Müller, mahl er!
Die Mädchen kriegen`nen Taler,
Die Jungen kriegen`nen Reiterpferd,
Das ist wohl tausend Taler wert.?
(Deutsches Kinderlied aus dem 19.Jhd.)

Gleichberechtigung und Arbeiterbewegung

Um 1865 entstand einer der größten bürgerlichen Frauenvereine, der ADF (Allgemeiner deutscher Frauenverein). Später kam der Bund deutscher Frauenvereine (BDF) hinzu, unter dem sich 2 Strömungen trafen; „Mütterlichkeit“ und „alle Rechte für Frauen“.
Dagegen trat die proletarische Bewegung mit August Bebel, dessen Werk „Die Frau und der Sozialismus“ fest stellt, dass die proletarische Frau in einer zweifachen Abhängigkeit lebt. In der von der Gesellschaft geschaffenen (Ehe, §218) und des Kapitalismus. Von diesem Standpunkt aus setzte sich die proletarische Frauenbewegung gegen den Kapitalismus ein. Die Forderungen waren ganz klar das Wahlrecht und das Recht auf Arbeit für Frauen, verankert in der Verfassung.

1905 erscheint das Programm des BDF mit dem Grundsatz: „Gleicher Lohn für gleiche Leistung“ und der Erneuerung der Ehegesetze und des Sorgerechts.
Zugleich erscheint Gertrud Bäumers Buch „Im Licht der Erinnerung“, indem sie feststellt, dass die Frauenbewegung der jahrhundertenlangen männerdominierten Erziehung gegenübersteht, welchen den Jungen das Gefühl gab, mit Recht unterdrücken zu dürfen. Dies bestätigte Eduard Windhorsts Buch „Lebenserfahrungen eines Idealisten“, wo er klar selektierte, Frauen seien das emotionale, untere Wesen und Männer starke und wissbegierige Menschen. Diese Vorstellung ist bis heute prägend für die öffentliche Darstellung von Frau & Mann.

1881 verlangt die SPD als erste Partei das Frauenwahlrecht. Die bürgerliche Frauenbewegung jedoch wollte sich dessen „würdig“ erweisen durch ehrenamtliche Tätigkeiten. Mit der Revolution 1918 wurde die Monarchie beendet und das „Dreiklassenwahlrecht“ abgeschafft – jede Frau hat seitdem das Wahlrecht in Deutschland.
Art. 22 der Weimarer Verfassung:
Die Abgeordneten werden in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl von den über 20 Jahre alten Männern und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. (…)
Zudem kommt, dass die Gleichheit auf dem Papier festgehalten wird.
Art. 109 der Weimarer Verfassung:
Alle Deutschen sind vor dem Gesetze gleich. Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten. Öffentlich- rechtliche Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes sind aufzuheben. (…)

Auch Russland hatte sich 1917 diese Ziele durch die Oktober Revolution erkämpft und führte das Frauenwahlrecht und die gesetzliche Gleichberechtigung, durch die 10 Dekrete ein. Unter anderem Legalisierung von Schwangerschaftsabbruch, Vereinfachung des Scheidungsrechtes, Einführung von staatlichen Kindertagesstätten und es war nicht mehr verboten, homosexuell zu sein.

„Frauenbewegung“ im Faschismus

1933 betritt ein neuer Feind der Frauen -und Arbeiterbewegung die politische Arena – die NSDAP unter Kanzler Hitler übernehmen die Regierung.
Schon 1921 verkündet Goebbels in seiner Rede auf der Generalmitgliederversammlung der NSDAP, wie die Zukunft der Frauen in einem NS- Staat auszusehen hat. Dies bestätigte Alfred Rosenberg in „Mythos des 20. Jahrhunderts“, wo ganz klar hervorging welche Aufgaben die Frau von nun an hatte.

Sie sollte sich von der Politik fernhalten, denn sie zerstöre ihr „zartes Wesen“ und ihr Einfluss ins staatliche Leben wäre der Untergang. Hier sprangen einem die Verachtung und Entmündigung entgegen, jedoch war es immer unter dem Deckmantel der Fürsorge versteckt. Ganz klar hatte sie die Aufgabe, die Nation zu erhalten und vor allem rein zuhalten (also keine „Juden/Nichtarier“ heiraten), nach den „Rassegesetzen“ von 1935.
Das Versagen der politischen Führung der ArbeiterInnenbewegung bis 1933 die Faschisten zu bezwingen, führt zum Ende der organisierten ArbeiterInnenbewegung und damit auch zur Niederlage der proletarischen Frauenbewegung. Manche bürgerliche Bewegungen suchten nun ihr „Heil“ in der faschistischen „Frauenschaft“ mit dem Motto „Emanzipation von der Emanzipation“.

Vereinigungen wie die „Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit“ kämpften dagegen an.
Mittlerweile gab es bei Verstoß gegen § 218 (Abtreibungsgesetz) die Todesstrafe!
Ein großer Teil der Kindererziehung lag in der Hand des Staates, der klar die Rollen verteilte. Mädchen halfen in Haushalten mit, Kinder zu erziehen und übernahmen Teile der Pflichten der Mütter. Beim „Bund deutscher Mädel“ trieb man Sport und lernte kochen, stricken usw.
Die höchste Auszeichnung war für eine Frau im Hitlerstaat das Mutterkreuz, sobald sie das 4 Kind geboren hatte.

Frauenbewegung und Abtreibung

Bis lange nach dem Krieg blieb das Frauenbild gleich in der BRD, erst mit der neuen Diskussion um den Art.218 und der aufkommenden StudentInnenbewegung wurde die rechtliche und politische Stellung der Frau wieder zum Thema.

Weimarer Verfassung und GG, Art. 218:
Eine Schwangere, welche ihre Frucht vorsätzlich abtreibt oder im Mutterleibe tötet, wird mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bestraft.

Die selben Strafvorschriften finden auf denjenigen Anwendung, welcher mit Einwilligung der Schwangeren die Mittel zur Abtreibung oder Tötung bei ihr angewendet oder beigebracht hat.
Gerade für Proletarierinnen stellte diese Gesetz ein Problem dar, denn mit der Arbeitslosenrate stieg auch die Rate der verbotenen Abtreibungen durch die Engelmacherinnen. Immer mit der Angst vor der Strafe oder vor dem eigenen Tod im Nacken. 1931 z.B. starben ca. 44.000 an den Folgen einer solchen Abtreibung.
Für die Frauen der bürgerlichen Klasse stellte die kein Problem dar, sie erkaufte sich einfach die medizinische Hilfe.

1908 kam die Diskussion schon einmal beim BDF auf. Denn der linke Flügel sah ganz klar, dass dieser Paragraph gegen das Selbstbestimmungsrecht verstoße, während der Rest den Paragraphen zustimmte, jedoch mit weniger Strafe.
Durch den Drang der `68er, die einen neuen Menschen und die Revolution wollten, kam ein neuer Kampfgeist. Da sich nur das Staatsbild nach außen geändert hatte, jedoch die Professoren und Richter usw. immer noch die waren, die dem Nazistaat angehört hatten, kämpften sie gegen alle Überbleibsel und Ungerechtigkeiten an. Die neue Frauenbewegung ging auf die Straße gegen §218 und für die sexuelle Selbstbestimmung und erreichte eine breite Politisierung unter den StudentInnen. Zwar konnte diese Bewegung das autoritäre noch faschistisch geprägte Frauenbild ändern, doch integrierten sich die bürgerlichen Feministinnen in das bürgerliche Regime.

Frauenbewegung und Kapitalismus

In den Urgesellschaften gab es nicht nur patriarchalische Entwicklungen, wie wir vielleicht beim Blick auf das Christentum und das Mittelalter schließen könnten. In ihrem Buch „Die Situation der Frau in der gesellschaftlichen Entwicklung“ beschrieb die Bolschewistin Alexandra Kollontai sehr genau die verschiedenen Entwicklungsstufen menschlicher Urgesellschaften, mit Patriarchat und Matriarchat und teilweise auch sozial gleichberechtigten Gemeinschaftsformen. In der Entwicklung wurde stets eine Frage entscheidend: wer verfügt über das „Eigentum“, das Land, den Besitz der Gemeinschaft – danach entwickelte sich auch die soziale Stellung der Geschlechter.

Die Stellung der Frau im Kapitalismus ist bestimmt vom Verhältnis der Frau zu den Produktionsmitteln und den Produktionsverhältnissen. Die Frau nimmt hierbei die Stellung als unbezahlte Arbeitskraft der „Reproduktion“ ein. Reproduktion bedeutet im marxschen Sinne, die Reproduktion der Ware Arbeitskraft, also die Erziehung und Versorgung neuer Arbeitskräfte für das Kapital.
In Deutschland wurde dies immer gerne mit „Küche & Kinder“ definiert, dies ist die Stellung der Frau in der bürgerlichen Familie. Sie ist verantwortlich für die Versorgung der Familie und die Aufzucht der Kinder, sie organisiert das „private“ Leben und wird daher nicht vom Kapital entlohnt und ist somit ökonomisch abhängig vom Mann und dessen Einkommen.

Innerhalb der imperialistischen Epoche ist das Kapital gezwungen immer mehr Frauen als normale „Lohnarbeiterinnen“ einzustellen. Während im Krieg die Männer an den Fronten für das Kapital starben, mussten die Frauen in der nationalen Rüstungsindustrie arbeiten – die Frauen wurden fester Bestandteil der Produktion.
Bis heute wird, z.B. in Deutschland für eine arbeitende Frau im Schnitt 20% weniger Lohn bei gleicher Arbeit bezahlt, ebenso sind mehr Frauen von Niedriglohn und befristeter Beschäftigung betroffen.
Bürgerliche Feministinnen wie Alice Schwarzer fordern daher mehr Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten des deutschen Großkapitals, als wenn Vorstandsposten die Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeitskraft im Kapitalismus bekämpfen könnten.
Die Forderungen nach sozialer und ökonomischer Gleichberechtigung der Frauen sind daher auch immer Forderungen nach dem Ende des Kapitalismus. Nur eine revolutionäre ArbeiterInnenbewegung kann die Ausbeutung der Frau in Produktion und Reproduktion beenden.

Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus und kein Sozialismus ohne Frauenbefreiung!

Frauenbewegung gegen Imperialismus und Religion

Für die Frauen in der sog. „3.Welt“ kommt eine weitere Belastung hinzu, die Nachwehen der Kolonialzeit und die Peitschenhiebe des Imperialismus`.
In der Kolonialzeit plünderte die westliche Welt den schwarzen Kontinent, Asien und weitere Länder. Die neuen Mächte förderten
die Unterdrückung der Frau, der Imperialismus bestimmte und bestimmt die Rolle der Frau!

Das bedeutet Wanderarbeit, Kinderarbeit, Kinderhandel, Prostitution und Frauenhandel.
Viele Frauen gehen alleine in die Stadt, um die Familie auf dem Land zu ernähren und verkaufen ihre Körper. Andere kommen in den Westen, um andere Kinder zu erziehen, damit ihre in der Heimat die Schule besuchen können und einmal besser leben.
Ein großes Hindernis sind die alten reaktionären und religiösen Traditionen; Frauenbeschneidung, Brautpreis, gezwungene Polygamie und Zwangssterilisationen (Indien), welche nicht nur die Halbkolonien Afrikas, Asiens und Lateinamerika betrifft.
Alle Religionen sei es Christentum, Islam oder Hinduismus unterdrücken die Frauen und hindern sie, sich politisch zu organisieren und Widerstand zu leisten. Der Kampf gegen Imperialismus und Krieg ist daher auch immer Kampf gegen die reaktionären religiösen Ideologien .

Heute führt der Imperialismus ca. 60 Kriege, die Frauenbewegung muss mehr gegen Kriege, aber vor allem für ihre GenossenInnen in der 3.Welt und gegen die Unterdrückung der Religion einsetzen!

„Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern, er will unter sich keinen Sklaven sehn und über sich keinen Herrn.“ (Bertolt Brecht)