Slutwalk – wir tragen, was wir wollen!

Es ist immer wieder ein Thema in öffentlichen Diskussionen – insbesondere unter konservativen Politikern – aber auch in der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Straße hören wir es oft genug. Es geht um die Frage, wie sich (insbesondere) Frauen „zu kleiden haben“. So erklärte beispielsweise vor einem Jahr der Polizeibeamte Michael Sanguinetti während einer Veranstaltung zur präventiven Verbrechensbekämpfung den Studenten der York University in Toronto, dass sie sich besser nicht wie Schlampen anziehen sollten. Der Grund: sie könnten damit Vergewaltiger provozieren.

Als Reaktionen auf diese Aussage begannen vor etwas mehr als einem Jahr die sogenannten „Slutwalks“, insbesondere in Großbritannien und Nordamerika. Die oft jungen Frauen, wollten durch sexuell aufreizende Kleidung und körperliche Reize protestieren. Der Grund dieses außergewöhnlichen Protestes lag darin die Anschuldigung zurückzuweisen, dass Frauen (aber Z.B. auch Homosexuelle und Transgender) an Misshandlung oder Vergewaltigung aufgrund ihrer Bekleidung selbst schuld seien. Nach dieser Logik wären dann auch Männer und Frauen, die sich nicht ihres vermeintlichen Geschlechts entsprechend männlich oder weiblich genug kleiden würden, selbst schuld, wenn sie Opfer von homophoben Gewalttaten würden.

Allein die Tatsache, dass Vergewaltigung in den meisten Fällen in Bekannten- und Verwandtenkreisen stattfinden, bisher keinerlei statistische Zusammenhänge zwischen Kleidung und Vergewaltigungen gefunden wurden und nur 2% aller Opfer ihren Täter vorher nicht kannten zeigt eines deutlich – Es ist nicht die Kleidung der Opfer, die „Fremde“ zur Vergewaltigung anstacheln würde. Vielmehr sind sie Ausdruck einer sexistischen und widersprüchlichen Gesellschaft, in der insbesondere Frauen oft genug als Objekte angesehen werden. Und das nicht nur von den Gewalttätern(_innen), sondern auch von Schlauköpfen, wie CDU/CSU-Politikern, Polizei“experten“ über andere bürgerliche Parteien aller Coleur.

Es sind nicht oft genug die Opfer, die von bürgerlichen Medien, Politikern und Behörden als die eigentlichen Schuldigen häuslicher Gewalt oder Vergewaltigungen ausgemacht werden.

Doch eigentlich geht es nicht darum, welche Kleidung zu Vergewaltigungen führen würde. Es geht darum, dass uns diese Politiker, selbsternannte Experten, Homophobe und Sexisten, das Recht nehmen wollen über unseren eigenen Körper und unsere Sexualität selbst bestimmen zu können. Wie oft wird insbesondere uns Jugendlichen dieses Recht abgestritten, ob in der Schule oder am Ausbildungsplatz. Es ist diese systematische Ausgrenzung, Diskriminierung und das bürgerliche Bild einer zweigeschlechtlichen und männerbestimmten Familie das viele Jugendliche in Magersucht, Schönheitswahn oder Selbstmord treibt.

Insbesondere in Zeiten, wo in den Betrieben versucht wird die Belegschaften zu spalten – beispielsweise in Mann und Frau – sind solche sexistischen Angriffe, ob es nun um unsere Kleidung oder Debatten um die Rechte von Homosexuellen in der Ehe geht, ein Versuch uns von den eigentlichen Problemen, die uns vereinen abzulenken.

Wir sagen: Wir können tragen, was wir wollen!

  • Gegen jede Form von gesellschaftlicher Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und Transsexuellen!
  • Für das Recht von sozial unterdrückten Minderheiten sich innerhalb der Arbeiterbewegung organisieren zu können!
  • Für das Recht auf Selbstverteidigung gegen sexistische und homophobe Übergriffe, für selbst verwaltete Schutzräume Homosexueller, Transgender und Frauen, die beispielsweise von häuslicher Gewalt betroffen sind oder von ihren Familien verstoßen wurden!

Am 15. September rufen Aktivist_innen zu einem Slutwalk in Berlin auf. REVOLUTION unterstützt diese Initiative und ruft alle – egal welcher Herkunft oder welchen Geschlechts – dazu auf sich daran zu beteiligen!

Artikel von Rosa Reh, REVOLUTION Berlin




Amy Winehouse: 1983-2011

16:00 Uhr. 23. Juli 2011. Der Rettungsdienst wird gerufen, um in eine Wohnstraße in Camden im Norden Londons zu fahren. Berichte über den Tod einer 27-jährigen Frau füllen die Kommunikationswege.Amy Winehouse wurde tot aufgefunden – allein, in ihrem Zuhause. Innerhalb weniger Minuten verbreitet sich die Nachricht in allen sozialen Netzwerken und auf jedem Medienportal. Kurz darauf veröffentlicht die Londoner Polizei eine Erklärung, in der sie verlauten läßt, dass ihr Tod vor der Autopsie „unerklärlich“ sei. Doch ist der ganze Fall so unerklärlich?

Während die genaue Todesursache in diesen frühen Tagen unsicher war, eine Sache war sicher. Abgesehen von den Welt-Tourneen und Album-Verkäufen, war Amy Winehouse zum Zeitpunkt ihres Todes ein weiterer einsamer Statist; ein Opfer, sowohl der bestehenden Musikindustrie, als auch der Drogenkultur.

Das 21. Jahrhundert brachte keine musikalische Revolution. In den ersten zehn Jahren erreichte der gekünstelte Pop seinen Höhepunkt (oder besser Tiefpunkt), mit inszenierten Künstlern, die den nächsten Trend der musikalischen Mode setzten und einer Verstärkung der Saisonellen Schwankungen in Frauenunterdrückung, durch die offene Vermarktung von Sexismus – mal durch einen etwas kürzeren Rock, mal durch einen etwas tieferen Ausschnitt, vielleicht sogar durch das Entfernen des Materials am rechten oder linken Arm…

Im Gegensatz zu diesen anderen „gekünstelten“ Künstlern, schrieb Amy ihre eigenen Songs, was eine Rarität heutzutage ist. Durch das Beharren darauf ihre eigene Erscheinung selbst bestimmen zu können, machte sie das Unmodische modisch und zog eine Reihe von Nachahmern mit sich.

Sie wählte den Weg einer Sängerin. Von jung an war dies ihre Berufung!

Sie wollte nicht als drogenabhängiger Paparazzi Magnet dargestellt werden, so wie es die britischen und internationalen Medien taten. Wie immer, wenn die Medien die Person hervorheben und nicht die Musik, waren es die Drogen, die die Schlagzeilen machten und nicht ihre Performance.

Ein vergeudetes junges Leben ist immer eine Tragödie, und wie so viele Male zuvor, haben uns die Medien zu Zeugen werden lassen, wie das langwierige Spektakel von Ausbeutung, Misshandlung und gefühlloser Geschäftemacherei in einem einem traurigen Tod endet.

Im Juni, am Anfang eine europaweiten Tour, trat Amy auf dem „Festungs Festival“ in Serbien auf. Sie nuschelte und erschien betrunken oder bekifft auf der Bühne. Die Menge verhöhnte sie und sie von der Bühne gebuht.

Ihr Management sagte dann den Rest der Tour ab. Angesichts ihres anhaltenden Kampfes mit ihrer Sucht und psychischen Problemen, stellt sich die Frage, warum sie überhaupt auftreten sollte?

Die finanzielle Beteiligung an Konzerten ist ein offensichtlicher Anreiz für Manager und Labels, so viel Showtime, wie möglich aus dem Künstler zu pressen. Das Hin- und Her zwischen unzureichenden Rehabilitationsprogrammen und dem intensiven Leistungsdruck, konnte nur eines für jemanden in Amys Gesundheitszustand zur Folge haben.

Amy Winehouse tritt dem so genannten 27er Klub neben Jimi Hendrix, Brian Jones, Jim Morrison, Kurt Cobain und Janis Joplin bei. Alle, starben im Alter von 27 und alle waren Opfer des Drucks, der als Standard auf den höchsten Ebenen der Musikindustrie gilt.

Obwohl Amy Winehouse eines frühen Tod starb, kann ihr musikalische Wirken auch nach ihrem Tod weiterleben. Doch ebenso wird die typische Hysterie in der rechtsgerichteten Presse einen Aufschwung sehen, der gegen Drogen und die Jugend- und Musikkultur im allgemeinen Hetzt. Das alles wird mit der Forderung verschiedenster Politiker und Hilfsorganisationen nach einem schärferen Vorgehen verbunden sein.

In Wirklichkeit war Amy ein Opfer des so genannten „Krieges gegen Drogen“, der die Benutzer kriminalisiert, Hilfsprogramme in den Schatten stellt und die Profite der Drogenkartelle und Waffenindustrie, die dahinterstehen verschweigt.

Abgesehen von dem offensichtlichen Punkt, das die Legalisierung der Drogen-Industrie größere Qualitätskontrollen erlauben würde, würde der Verkauf von Drogen zur Finanzierung der Prostitution, des Terrorismus und großer krimineller Unternehmen enorm eingedämmt werden. Eine qualitativ hochwertige und kostenlose Information für diejenigen, die sie brauchen, was zu einer besser informierten, gesünderen Drogenkultur führen würde ist das was wir brauchen.

Letztendlich, war dies kein Beispiel dafür, dass Drogen verboten gehören, sondern eine Demonstration dafür, dass die Drogenpolitik unserer Regierungen nicht funktioniert. Der Drogenkonsum in einem illegalen, unregulierten Markt wird jeden töten, reich oder arm, früher oder später.

Rehabilitation funktioniert nicht immer, sicherlich, aber Kriminalisierung wird junge Menschen nur weitaus schneller zum Leichenbestatter bringen. Immerhin ist es nicht die Droge, die Abhängig macht, sondern die Suche nach einer Erfüllung, die uns diese kranke Gesellschaft nicht geben kann.