Gentrifizierung – Reclaim your city!

Ein sehr aktuelles Problem unserer Zeit ist die stetige Verteuerung in allen Bereichen, ob beim Benzin oder bei Lebensmitteln. Doch was im Gegensatz zum Verteuerungstrend nicht stetig steigt sind die Löhne. Die Gewerkschaften gehen in den Bergen von Bürokratie und Reformismus unter, die sie sich geschaffen haben und folgen nur selten den Forderungen ihrer meist kämpferischeren Basis. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt mit den Kapitalisten zu liebäugeln. Der Trend von Sozialpartnerschaft statt Klassenkampf ist präsenter denn je.

Doch die sozialen Angriffe sind deutlich vielschichtiger. Ein großes Problem ist dabei auch die Verteuerung von Mieten. Ob Kiezoriginale, der kleine Gemüsehändler von der Ecke oder die alleinerziehende Mutter von nebenan, alle leiden darunter. Die Lebensgrundlage Wohnraum ist längst nicht mehr überall finanzierbar und es wird schon zum Luxus im Stadtinneren zu leben. Wohnraum ist heutzutage vielmehr ein großer Finanzmarkt geworden. Immobilienriesen zelebrieren Milliarden von Euro als Erträge, während der „gemeine Pöbel“ sich mit Mietpfändern und Vertragskündigungen herumschlagen muss. Jedoch wird einem das eigene Umfeld auf vielfältige Art und Weise immer unattraktiver gemacht. Man leidet unter gesetzlichen Auflagen, die einen in seiner Freiheit einschränken, wie zum Beispiel das Flaschenverbot auf der Hamburger Reeperbahn oder den vermehrten Zwangsräumungen von linken selbstverwalteten Hausprojekten, wie im aktuellem Fall der Liebig 14. Diese direkten Beispiele werden begleitet von einem Überwachungsstaat, der uns bei jedem Schritt beobachtet und schikaniert. Ob mit Kameras, übereifrigen Polizeistreifen oder Securitys, die ganze Häuserblocks abschotten. Auch das sind tagtägliche Facetten der Gentrifizierung geworden.

Doch wir sollten uns nicht von den Besitzenden einschüchtern lassen, wenn sie wieder ihre Hunde auf uns Hetzen und klar für unser Recht auf freien Wohnraum eintreten, gemeinsam und organisiert. Dafür benötigen wir Strukturen, die sowohl für die Erhaltung als auch für die Verteidigung freier Wohnprojekte sorgen und neue schaffen. Um willkürliche Mieterhöhungen zu verhindern, die das Ziel haben, Leute aus den Vierteln zu vertreiben, die nicht ins Raster passen und diese in die „Elendsviertel“ der Städte zu vertreiben, müssen wir aber weit mehr, als bloßen Schutz, organisieren. Die Devise lautet „Reclaim your City“. Der Kampf gegen Gentrifizierung und andere durch den Kapitalismus verursachte gesellschaftliche Probleme kann nur ein gemeinsamer sein, denn es ist immer ein Angriff auf uns alle!

Allein symbolischer Protest wird den Trend der Gentrifizierung nicht aufhalten können. Eben sowenig werden kleine, letztlich Szene bezogene, Proteste etwas daran ändern. Was wir brauchen ist die Einbindung der breiten Masse, die davon betroffen ist. Gewerkschaften, Mieterverbände, Organisationen der Arbeiterklasse oder Zusammenschlüsse von Anwohner_innen – sie alle müssen in in den Kampf gegen steigende Mieten, erhöhte Lebensmittelpreise oder die Schikanen von Einrichtungen, wie dem Job Center, einbezogen werden. Wenn sich der Widerstand aber auf einzelne Maßnahmen und Auswirkungen beschränkt, wird er immer nur die Oberfläche kaschieren und Teilerfolge werden an anderer Stelle wieder weggenommen werden. Der Prozess der Gentrifizierung ist aufs Engste mit dem Kapitalismus verzahnt. Daher dürfen radikale Linke es nicht scheuen, diesen Kampf gemeinsam mit der breiten Masse zu suchen, anstatt sie den reformistischen Bürokraten zu überlassen!

image_pdfimage_print

Related Posts

Besuch uns auch auf

Unser Programm

Neueste Zeitung

Zeitung Februar 2024

Archiv