Das diesjährige Motto des CSD lautet „Akzeptanz, was sonst?“ und es geht darum, dass endlich auch die LGBTIQ-Gemeinschaft anerkannt und toleriert wird. Wir finden, es gibt wie im vergangenen Jahr genug gute Gründe für den Aufruhr, da sich in Stuttgart seit Februar letzten Jahres Gegner_innen des Bildungsplans 2015 treffen um ihre homophobe Hetze auf die Straße zu tragen. Unterstützt werden diese „Demos für alle“, die nach dem französischen Vorbild organisiert sind von Teilen des bürgerlichen Lagers (CDU, FDP-Grußworte), Evangelikalen („Freikirchen“) und anderen christlichen Fundamentalisten, von Rechtspopulisten (AfD, PI-News, Identitäre Bewegung) und Nazis (welche als Ordner eingesetzt wurden, bei der letzten liefen sogar NPD Ortsverbände mit).
Eben jene altertümliche Klerusfanatiker_innen, die auch unter dem Namen „Pius-Brüder“ bekannt sind, tummeln sich auch immer wieder am Rande der jährlich stattfindenden Parade zum Christopher-Street-Day in Stuttgart und beten gegen Homo-, Trans- und Intergender sowie queere Menschen. Sie protestieren gegen sexuelle Aufklärung in den Schulen, Abtreibung, Frauenrechte und sexuelle Freizügigkeit.
Sie sind entschiedene Gegner von jeglicher Sexualität die nicht unter die allgemeine heterosexuelle, monogame Norm fällt. Und auch das geht nur verheiratet.
Warum gibt es immer noch diese Intoleranz?
Mit etwas Abstand betrachtet fällt es schwer, diese fromm-gläubigen Menschen überhaupt ernst zu nehmen. Doch sie sind der extremste Ausdruck des gesellschaftlich verankerten religiösen Konservatismus, der bis heute dafür sorgt, dass für viele von uns die Familie zum Gefängnis wird und das Zeigen gleichgeschlechtlicher Liebe zur Brandmarkung!
Für religiöse Fundamentalisten ist freie Liebe – ganz egal ob gemischt- oder gleichgeschlechtlich – die Wurzel allen Übels der modernen Zeit und Ausdruck moralischen Verfalls. In Wirklichkeit ist die religiöse Moral aber das effektivste Mittel zur Bewahrung der überkommenen gesellschaftlichen Strukturen des Kapitalismus! Denn wenn jemand einmal akzeptiert hat, die eigene Sexualität aufgrund von sinnlosen Regeln zu unterdrücken, dann wird er_sie es auch akzeptieren, dass Politiker_innen und Kapitalist_innen über ihr Leben und ihre Zukunft bestimmen.
Der Kapitalismus ist ein System, das darauf beruht, die Masse der Lohnabhängigen (uns Azubis und „normale“ Arbeiter_innen) auszubeuten. Eine Minderheit (die herrschende Klasse) besitzt das Eigentum an Produktionsmitteln, die produzierten Waren, Immobilien etc. Die meisten von uns müssen bei den Kapitalist_innen arbeiten gehen, um zu überleben. Gleichzeitig behalten die Kapitalist_innen jedoch den Gewinn, den sie durch die Lohnabhängigen erwirtschaften, selber. Zum einen werden damit z.B. neue Maschinen zur Herstellung neuer Produkte gekauft, andererseits behalten die Kapitalist_innen selber einen Teil des erwirtschafteten Gewinns und profitieren dadurch von der Arbeit ihrer Mitarbeiter_innen.
Damit das alles so bleibt wird ein einfaches Mittel angewandt. Die lohnabhängige Klasse wird gespalten und gegeneinander aufgehetzt – Männer gegen Frauen, Alt gegen Jung, Einheimische gegen Migrant_innen, Verheiratete gegen Unverheiratete, nach religiösen Linien, – und eben auch der geschlechtlichen und sexuellen Ausrichtung.
Im Kapitalismus, wo die bürgerliche Familie als „Normalität“ dargestellt wird, werden homo – und transsexuellen Menschen nicht die gleichen Rechte oder die gesellschaftliche Legitimität zugesprochen. Schwule und Lesben werden oft am Arbeitsplatz diskriminiert. Bereits in der Schule beginnt die Diskriminierung. So ist es Lehrern und Betreuern oft verboten, offen über Sexualität zu sprechen. Stattdessen wird dafür gesorgt, dass es „peinlich“ ist, Rat oder Hilfe anzubieten für Jugendliche, die dabei sind, ihre Sexualität zu entdecken.
Was tun?
Ein richtiger Aufruhr kann allerdings nicht nur bei einer schönen und bunten Parade stehen bleiben, sondern muss ernsthaft weitergeführt werden, wenn die Ursache für die Unterdrückung und Intoleranz gegenüber der LGBTIQ-Gemeinschaft bekämpft werden will. Deshalb rufen wir als kommunistische Jugendorganisation dazu auf, den Kampf gegen das kapitalistische System zu führen, welches letzten Endes die Ursache für Intoleranz und Unterdrückung ist! Die Revolution wird dem Kapitalismus und den verschiedenen Arten unserer Unterdrückung wird ein Ende setzen.
Kein Sozialismus ohne LGBTIQ-Befreiung – Keine LGBTIQ-Befreiung ohne Sozialismus!
Wir sind heute hier um gemeinsam mit den Teilnehmer_Innen des CSD ein Zeichen für ein buntes Durcheinander der sexuellen Vielfalt zu setzen. Liebt wenn ihr wollt, egal wie viele, egal welches biologische oder soziale Geschlecht, egal welche Hautfarbe, Religion, Nationalität!
* Völlige Gleichberechtigung von Homosexualität und Transgender, gegen jede Schlechterstellung von homosexuellen Partnerschaften gegenüber Verheirateten!
* Keine bevormundenden Altersgrenzen für einvernehmlichen Sex.
* Für einen wirklichen Aufklärungsunterricht, der Homosexualität, Transgender und Heterosexualität gleichberechtigt darstellt.
* Für organisierte Selbstverteidigung von Homosexuellen und Transgendern gegen Übergriffe, sowie das Recht Caucuse (Auf Wunsch seperate Treffen) in den Organisationen der Arbeiter_innenbewegung zu gründen.
Flugblatt von REVOLUTION Stuttgart beim diesjährigen Christopher Street Day