4 Gründe warum Corona im Sozialismus ein weniger großes Problem wäre

Florian Hiller

Nachdem China*, wo der SARS-CoV-2 zuerst ausgebrochen ist, die Lage einigermaßen in den Griff zu bekommen scheint, sind es aktuell die beiden imperialistischen Zentren USA und Europa die besonders hart mit dem Virus zu kämpfen haben. Aber auch der Rest der Welt ist von der Pandemie betroffen und besonders für halbkoloniale Länder lässt sich keine positive Prognose abgeben, da die aktuelle nationale Abschottungspolitik nicht auf eine internationale Zusammenarbeit hoffen lässt.
„Länder wie Deutschland oder den USA kann so ein Virus nichts anhaben“ hätten wahrscheinlich viele Menschen behauptet. So auch Jens Spahn, der Ende Januar noch sagte „wir sind gut vorbereitet“. Auch das Robert-Koch-Institut stufte damals die Gefahr auf „sehr gering“ ein. Einige werden jetzt vielleicht immer noch sagen, dass Deutschland ja „verhältnismäßig gut da steht“, da in Deutschland bisher die Todesrate relativ niedrig geblieben ist.
Doch nichts ist einfach „gut“, solange es „verhältnismäßig gut“ ist. Zum Beispiel ist im Vergleich mit dem Feudalismus der Kapitalismus auch ein Fortschritt, ändert trotzdem nichts daran, dass er zerschlagen werden muss, um endlich Schluss zu machen mit Ausbeutung, Unterdrückung, Rassismus, Krieg, Sexismus – um nur einige Probleme zu nennen, die in unserm „tollen System“ vorherrschen.
Außerdem wollen wir auch nicht nur schauen, was Deutschland besser machen könnte, wir stehen schließlich für eine internationale Revolution und deshalb schauen wir natürlich über unsere Nationalstaatsgrenzen hinaus.
In diesem Artikel soll es aber nicht nur darum gehen, aufzuzeigen welche Probleme des Kapitalismus gerade verstärkt zum Vorschein kommen, sondern 4 Gründe angeben warum Corona im Sozialismus ein weniger großes Problem ist.

Dazu müssen wir uns erst mal gedanklich in diese Situation begeben. Weltweit wurden alle Kapitalist_Innen enteignet und die Produktion vergesellschaftet. Der bürgerliche Staat wurde durch eine Rätedemokratie ersetzt. In dieser gibt es Basisebenen aus Betrieben, Stadtteilen, Schulen etc. die Delegierte für die nächst höhere Räteebene wählen usw. Dabei sind die Delegierten rechenschaftspflichtig und können jederzeit abgewählt werden, wenn die Basis mit ihnen unzufrieden ist. Diese Struktur wird auch genutzt, um demokratisch die Wirtschaft nach den Bedürfnissen aller Menschen zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren.


1. Forschung

Bevor wir in das Szenario gehen, dass eine Pandemie durch einen Virus auftritt, stellt sich die Frage, ob ein Auftreten so eines Virus nicht auch schon vorher hätte im Sozialismus verhindert werden können?
Die Frage muss erst Mal mit Nein beantwortet werden. Ähnlich wie andere Naturkatastrophen, wird es in keiner Gesellschaft zu verhindern sein, dass neue Viren auftreten, die einen großen Teil der Menschen infizieren und auch im Sozialismus wäre so eine Pandemie eine Herausforderung.
Trotzdem wären wir besser darauf vorbereitet. Denn wie bereits gesagt, können wir davon ausgehen, dass Pandemien ausbrechen werden. Es erscheint aktuell wie ein blöder Zufall, dass so etwas passiert, aber es gab in der Geschichte immer große Seuchen, und es gibt auch Forschung die besagt, dass es gerade bei unserer aktuellen Form der industriellen Massentierhaltung ein besonders
hohes Risiko für das Ausbrechen von neuen gefährlichen Krankheiten gibt. Auch zu Corona-Viren wurde bereits geforscht. Betrachten wir das Bedürfnis der Menschen nach Gesundheit, dann wird klar, dass es wichtig ist sich mit solchen Bedrohungen für die Gesundheit auseinanderzusetzen. Das Problem in unserer Marktwirtschaft ist, dass die Bedürfnisse der Menschen nicht im Vordergrund stehen, sondern der Profit. Das führt zu einem paradoxem Phänomen. Das Forschungsinstitut, dass forscht um Leute vor Pandemien zu schützen braucht eine Pandemie um dies zu tun. Denn erst mit Eintreten der Krankheit, ist es profitabel und unbedingt notwendig etwas gegen die Krankheit zu tun.
Im Sozialismus hätten wir uns schon bereits vor Ausbrechen der Krankheit mehr mit dem Risiko von Pandemien auseinandergesetzt, da es wichtig ist für das Bedürfnis nach Gesundheit sich mit dem Verhältnis des Menschen und der Natur auseinanderzusetzen und die Forschung dahingehend einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht und in der Planwirtschaft umfassender berücksichtigt würde.

2. Gesundheitssystem


Ein weiterer Punkt, der sich auf die Vorbereitung auf eine Pandemie bezieht, aber auch auf deren Bekämpfung, ist die Situation des Gesundheitssystem.
Spätestens jetzt zeigt sich was für Folgen es hat, wenn die neoliberale Profitlogik bis tief in die Grundbedürfnisse der Menschen hineindrängt. Wenn heute viel von „Flatten the curve“ geredet wird, dann bedeutet das, dass die Zahl der Infizierten und besonders der Leute, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, so gering zu halten, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet ist. Es gibt eine Grenze an Verfügung stehenden medizinischen Personal und Geräten und wird diese Grenze überschritten kommt es zu der Situation in der abgewogen werden muss, wer behandelt wird und wer sich selbst überlassen bleibt. Dass diese „Grenze“ überall sehr tief liegt, lässt sich zurückführen auf die Privatisierung des Gesundheitssystems und die damit einhergehenden Folgen, wie z.B die schlechten Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Dass Diese Grenze liegt aber noch niedriger in Länder wie Italien und Spanien. Das liegt daran, dass ihnen, unter anderem von Deutschland, Spardiktate aufgezwungen wurden, was die Zerrüttung der Gesundheitsversorgung noch schneller vorantrieb. In Ländern die noch schlechter dastehen ist für viele Menschen mit unzureichender Wasserversorgung der „Hände waschen“-Slogan blanker Hohn.

Im Sozialismus ist Gesundheit ein Bedürfnis, dessen Schutz gesellschaftliche Aufgabe ist, und keine Ware mit der Profit gemacht werden kann. Da Gesundheit ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen ist, hat es auch einen ziemlich hohen Stellenwert und dementsprechend ist das Gesundheitssystem gut ausgebaut und mit mehr medizinisches Personal versorgt. Außerdem ist die Versorgung für jeden frei zugänglich. Zudem wären die Hygienestandards weltweit gesichert und nicht nur in einzelnen imperialistischen Zentren, die nur einen Teil der gesamten Weltbevölkerung ausmachen.

3. Maßnahmen


Die bisherigen Punkte bezogen sich größtenteils darauf, dass der Sozialismus im Allgemeinen besser vorbereitet ist auf eine Pandemie, sei es durch Forschung, aber vor allem durch das Gesundheitssystem.
Welche Maßnahmen können nun getroffen werden? Aktuell wird viel darüber diskutiert, wann die Maßnahmen (z.B Soziale Distanzierung) wieder gelockert werden und wieder zu einem „normalem Leben“ zurückgekehrt werden kann. Der Gedanke dahinter kümmert sich nicht in erster Linie darum den Menschen das Bedürfnis nach sozialen Kontakten wieder zu ermöglichen. Es geht darum, dass die Leute wieder arbeiten sollen um die wirtschaftlichen Folgen fürs Kapital möglichst gering zu halten – schon jetzt wird eine Schrumpfung der Wirtschaft erwartet. Wenn nun wegen der Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona in vielen Bereichen die Arbeit stillsteht, wird das die Wirtschaft stark treffen, die Folgen dessen werden letztendlich wieder besonders an der Arbeiter_Innenklasse ausgelassen.

Auch im Sozialismus müssen wir arbeiten und auch im Sozialismus ist es ein Problem, wenn manche Arbeiten eingestellt werden. Wie könnten wir also im Sozialismus handeln und was wären dabei Vorteile?
Tritt so ein Virus auf, ist es wichtig schnell, auf Grundlage der wissenschaftlichen Kenntnisse und einheitlich zu handeln. Da eine Pandemie die ganze Welt betrifft, würde in einer Rätedemokratie hier der höchste Rat zunächst die wichtigsten Entscheidungen über Maßnahmen treffen. Wie bereits zu Beginn erklärt, werden diese Entscheidungen aber von den unteren Ebenen kontrolliert was verhindert, dass es zu Machtmissbrauch kommt, wie aktuell in einigen bürgerlichen Staaten.
Die soziale Distanzierung wäre dann wahrscheinlich auch dann ein gängiges Mittel neben besseren und mehr Masken. Während der Kapitalismus dabei bemüht ist möglichst viele Arbeitsfelder aufrecht zu erhalten um Profit zu machen, (siehe Italien, wo trotz starker Ausbreitung von Corona die Produktion lange aufrecht erhalten wurde, was letztendlich auch zu Streiks führte), ist es im Sozialismus viel leichter die Arbeit auf gesellschaftlich notwendige Arbeit zu reduzieren. Die Fabriken sind nicht auf Profit angewiesen. Das ist auch der Grund warum solche Maßnahmen über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden können, was wiederum die Bekämpfung des Virus stark erleichtert. Während im Kapitalismus abgewogen werden muss zwischen Rettung der Wirtschaft und Rettung von Menschenleben, kann sich im Sozialismus auf Letzteres fokussiert werden.
Die soziale Distanzierung bis zur Quarantäne ist natürlich auch für Menschen einer sozialistischen Gesellschaft eine neue und eher unangenehme Situation. Sie wäre aber für den Großteil der Menschen deutlich angenehmer als in der heutigen Situation und vor allem deutlich gerechter. Wenn deine 1900 Quadratmeter Villa auf einem 22000 Quadratmeter großen Grundstück steht (Jeff Bezoz, Amazonbesitzer Präsident von Amazon) lässt es sich schon etwas leichter aushalten, als wenn dir nur eine kleine Wohnung für deine ganze Familie zur Verfügung steht, oder gar keine. Es muss sich in der Zeit auch keine Gedanken darüber gemacht werden wie ich in der Zeit meine Miete bezahlen soll. Wohnen ist für alle eine Grundversorgung. Es gäbe genug Frauenhäuser zum Schutz vor häuslicher Gewalt.

Ein weiterer Punkt betrifft die Bekämpfung des Virus. Die Corona-Pandemie wird erst vorbei sein, wenn entweder Herdenimmunität eintritt, das heißt ca. 70% der Menschen infiziert waren, oder ein Impfstoff entwickelt wurde.

4. Impfstoff


Wie bereits am Anfang erwähnt, hätte es im Sozialismus bereits mehr Forschung über Corona-Viren gegeben, sodass wir vermutlich einem Impfstoff näher stehen würden. „Wäre uns das Geld nicht ausgegangen, dann hätten wir womöglich schon eine Impfung gegen Covid-19 in der Hand“ (Peter Hotez, Mediziner und Dekan des Baylor College of Medicine in Houston, Texas). Er meint damit eigentlich einen alten Sars-Virus, der aber dem jetzigen Sars-CoV-2 sehr ähnlich ist und deshalb wahrscheinlich auch aktuell genutzt werden könnte. Von vielen wird der Wettbewerb im Kapitalismus immer als Entwicklungsgarant angepriesen, so auch jetzt, wenn viele einzelne Unternehmen in Konkurrenz auf der Suche nach dem großen Deal mit ihrem Patent ihre Forschung nach einem Impfstoff beginnen. Wir sehen das eher als großes Hindernis. Im Sozialismus können sich ForscherInnen der ganzen Welt austauschen und ihr gesammeltes Wissen und Ressourcen nutzen um schnell einen Impfstoff zu entwickeln. Dabei geht es auch nicht darum schnellstmöglich „seine Nation“ von dem Virus zu befreien um gegenüber anderen Nationen gestärkt aus der Krise herauszukommen, sondern darum allen Menschen auf der Welt schnellstmöglich einen Impfstoff kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Zusammenfassen lässt sich der Inhalt des ganzen Artikels eigentlich gut in wenigen Worten: „Gesundheit für Alle, anstatt Profite für Wenige!“. Von da aus konsequent weitergedacht, wird klar, dass wir dafür unser kapitalistisches System überwinden müssen. Wie wir uns uns den „road to revolution“vorstellen könnt ihr in unserem Programm nachlesen.

*In unseren Augen ist China nicht sozialistisch, sondern ein imperialistisches Land.

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